VON J. BACKES, K. CHAHROUR, J. GERBER UND D. HÄHLE
Mitten am Tag, mitten in Berlin: Eine Frau mit Pferdemaske und Pferdekostüm zieht einen Sulky samt Jockey durch den Park. Passanten bleiben stehen, staunen, fotografieren.
PFERDammt, was traben die denn da?
BILD fragte nach. Der Mann mit Sonnenbrille heißt Henning W. (47), kommt aus Dissen (Niedersachsen) und hat im echten Leben einen ganz seriösen Beruf. Er ist Arzt für Innere Medizin. Sein Pferdemädchen heißt Morgana – die beiden trafen sich bei einem Pony-Play-Workshop in Kreuzberg.
Lockerer Trab: 5000 Euro kostet das Kostüm, Schweif und Mähne sind aus echtem Pferdehaar
Pony-was?
„Pony Play“ ist ein Rollenspiel, bei dem sich ein Partner als Pferd verkleidet. Es ist eine Spielart des Sadomasochismus: Das „Pferd“ wird dressiert, vielleicht auch ein wenig gepeitscht.
Bei diesem Fetisch geht es um Macht und Unterwerfung, nicht vorrangig um Sex. „Es kann aber sehr erotisch sein“, sagt W.
Was erregt Ross und Reiter dabei? Wann blähen sich die Nüstern lüstern?
Der Arzt: „Vor allem reizt mich die Aufmerksamkeit, die man erregt – selbst in einer so bunten Stadt wie Berlin. Es ist, als würde man für kurze Zeit in eine andere Welt eintauchen.“
Experten wiesen bereits darauf hin, dass die Stutengottheit seit jeher mit verführerischer Sexualität in Verbindung gebracht wird. Sexualwissenschaftler Dr. Jakob Pastötter zu BILD: „Im Vergleich zu anderen Tieren wirken Stuten menschlich sehr feminin. Eine Anthropomorphisierung (Vermenschlichung) mit einer stark sexuell geprägten Komponente liegt deshalb nahe.“
Vor dem Ausritt wurde Morgana ausgiebig gestriegelt, dann trainierte das Gespann Zügelbefehle. „Dabei muss man sehr vorsichtig sein, denn Morgana trägt Zaumzeug mit Metallgebiss. Wenn ich zu fest an den Zügel ziehe, kann ich sie verletzen.“
Hooo, Braune! Eigentlich ist W. Arzt, „Pferd“ Morgana traf er bei einem Fetisch-Workshop
Zweimal eine halbe Stunde dauerte der Ritt durch den Park. W.: „Die Leute waren begeistert.“
„Erst trabten sie ein bisschen, dann galoppierten sie durch den Park, als wäre es das Normalste der Welt“, berichtet BILD-Leser-Reporter Nicolas von Lettow-Vorbeck (31), der das seltsame Gespann fotografierte. „Der Pferdefrau schien es zu gefallen.“
Brrrrrr! Und was sagt die Ehefrau dazu?
Der Arzt ist verheiratet und hat drei Kinder (3, 5, 8). Seine Frau kennt die Pferde-Spielchen auch! „Früher habe ich auch sie oft als Pferd verkleidet“, sagt er. „Aber jetzt hat uns der Alltag eingeholt.“
Quelle: www.bild.de